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Freitag, 18.06.99 --> Berlin
by Moeh
Frisch gepudert und doch noch feucht trifft sich unsere kleine
aber gut gelaunte Reisegruppe, um zu ihrem bisher abenteuerlichsten
Kegelausflug aufzubrechen. Wie immer zu solchen Gelegenheiten
vergißt unser geliebter Trommelmann "Titten-Karl", daß
man auch in den USA den Behindertenausweis benötigt. Also
machen wir noch einen kleinen Umweg und holen bei der Gelegenheit
auch gleich noch seine orthopädischen Hodensackklammern.
Nun konnte es wirklich losgehen. Am Flughafen noch ein kleines
Scharmützel mit der französischen Fluggesellschaft,
die wir dann - um weiteren Diskussionen zu entgehen - kurzerhand
aufkaufen. Ab da ist Ruhe im Karton und wir besteigen unseren
- ab jetzt - Privatjet. Wir zünden uns gleich alle eine Zigarette
an, werden sofort rausgeschmissen, treten die Glimmstengel auf
der Flugbahn aus und dürfen wieder einsteigen. Ich murmele
noch so vor mich hin:" Na das kann ja luschtig werden, woll? Hömma!".
Unser Eigentum fährt los und wir haben das Gefühl, in
Titten-Karls Privatauto zu sitzen. Erst als sich die Räder
vom Boden lösen und alle anfangen zu kotzen wird uns klar,
daß es doch ein Flugzeug ist. Über den Wolken angekommen
bemerken wir, daß die Freiheit wohl grenzenlos sein muß,
sich leider aber noch ca. 1000 andere Burschen, Mädchen und
Baggaluden in unser Flugzeug geschmuggelt haben. Wir sind gönnerhaft
und werfen nur die Alten und Schwachen raus..., Frauen und Kinder
zuerst. In Paris landen wir kurz, weil schon alle alle alle Getränke
alle alle alle sind. Dort sehen wir auch, daß unsere Backline
mit einer riesigen Wurfschleuder quer übers Flugfeld katapultiert
wird. Nun machen wir uns für den Rest des Fluges Gedanken
darüber, ob es so sinnvoll war, auf die Racks und Koffer
"Schmeiß doch..., ich petz es meinem Bruder, der kann Karate..."
zu sprühen. Der Rest des Fluges vergeht wie im Fluge und
nach einem lauten Knall und drei Blitzen setzen wir hart aber
herzlich in Köln.... nein, in San Francisco auf. Die Frisur
sitzt perfekt. Wir entsteigen dem fliegenden Ungeheuer, das mittlerweile
ziemlich verwohnt ist und nach Erbrochenem riecht (und das nicht
durch unsere Schuld- wir hatten einfach noch ein, zwei Alte und
Schwache auf den Toiletten übersehen ). Am Flughafen erwarten
uns seltsamerweise nicht 40.000 US-Fans, sondern 4 miesepetrige
US-Zöllner, die seit ca. 10 Jahren auf solche wie uns warten.
Nach einer ca. siebenstündigen Diskussion über den Grund
unserer Einreise (zum Glück glaubten sie uns zumindestens
recht schnell, daß wir keine Mexikaner sind, sondern nur
so aussehen...) fuhren die Jungs schwerere ( aber für uns
leicht durchschaubare) Geschütze auf. Sie stellten einen
ca. 75 Jahre alten Trapper (ohne Pferd) an den Rand der Diskussionsrunde,
der sich als Geiger ausgab. Er begann mit Breuler sofort ein kleines
aber feines Fachgespräch über Musik im Allgemeinen,
Geigen im Speziellen und ÜBERHAUPT. Der wahre Grund war selbstredend
zu erfahren, ob wir Geld für unseren Kegelausflug bekommen
oder gar ganz Amerika kaufen wollen, nach dem wir ja nun schon
Air France unser eigen nannten. Aber so leicht haut man uns nicht
übers Ohr... Erstens sind Trapper mit 75 meistens schon an
Tripper gestorben. Zweitens spielen Tripper-Trapper in den seltensten
Fällen Geige..., sie kümmern sich eher darum, daß
sie nicht schon mit 75 am Tittenripper gestorben sind. Nun gut...
sie lassen uns passieren... aber nur weil sie gute Laune haben,
wie sie sagen. Darauf beschließen wir in einer kurzen und
intensiven Diskussion, daß wir NIE einem schlechtgelaunten
US-Zöllner begegnen wollen. Puuhh!
Wir kommen heraus und vor uns steht die Sonne- ... unser "Berater"
Bernie. Bernie war schon vorgeflogen, um Mietbackline & Bus
in Los Angeles abzuholen. Großes "Hallo" und die langersehnte
"Zigarette danach". Auf unserem "Inch-Mobil" steht "V10" und wir
stellen wieder einmal fest, daß die USA rüstungsmäßig
die Nase doch ganz schön weit vorne haben. Wir juckeln los
auf den "Highway to Hotel"..., stehen ein bißchen im alltäglichen
Stau und haben für einen Moment den Eindruck, auf der A2
bei Irxleben zu stehen. Aber die Autos um uns herum geben uns
den Eindruck: ENTWEDER: befinden wir uns auf einer riesigen US-Cars
Ausstellung und sind doch in Köln gelandet ODER: wir befinden
uns in San Francisco und die Autos sehen hier einfach anders aus,
als auf der A" bei Irxleben. Wir entscheiden uns für ODER
und fahren leicht verwirrt weiter. Rechts und links rasen dauernd
Kartoffelnase Karl Malden und Sexmaniac Michael Douglas an uns
vorbei... und spielen die lustigsten Szenen aus "In den Straßen
von San Francisco" nach. Das machen sie wirklich verdammt gut
und wir verleihen ihnen kurzerhand einen Oskar dafür. Irgendwann
kommen wir dann doch am Hotel an... beschnuppern kurz die lustigen
Zimmerchen... und brechen sofort wieder auf, um uns in den Suffshop
an der nächsten Ecke zu begeben. Mir war alles egal... Hauptsache
braune Tüte drumrum. Und so renne ich blind und taub ins
Verderben, als ich frage: "Wenn ich diesen 8er Pack Beck's kaufe...,
bekomme ich dann auch eine schöne braune Tüte???" Die
alte - aber dennoch jung gebliebene - Ladeninhaberin ist schon
glücklich ob der Tatsache, daß wir endlich mal Kunden
sind, die sie NICHT überfallen...! Sie umarmt mich..., küßt
mich..., nennt mich erst "Schnucki", dann "Braune-Tüten-Fetisch-Moeh"...,
um dann mit einer gekonnten Handbewegung zwei weitere braune Tüten
unter ihrem bayrischen Trachtenrock hervorzuzaubern. Vor lauter
Freude/sexueller Erregung vergesse ich, nach dem Preis zu fragen
und muß teuer dafür bezahlen... über 35 Mark für
8 kleine grüne Flaschen und ein Tütchen Nüsse.
"Hömma... ähhh... samma..." sage ich... und bekomme
gleich noch eine braune Tüte extra. Damit ist alles vergessen.
Mit Titten-Karl mache ich danach noch eine kleine Kneipe an der
anderen Ecke ausfindig, die sofort zum "Stammlokal" erkoren wird.
Der Besitzer sieht aus wie David Letterman, hat ein paar Jahre
in Berlin gewohnt und Punk (was soviel heißt wie "Häuser
besetzen" und im "SO36" spielen) gemacht...! Wir fühlen uns
gleich wohl, denn auf unsere Nachfrage, ob wir zwei Stühle
und einen Tisch mit nach draußen nehmen können, sagt
er: " Ihr dürft hier alles was ihr wollt." Na bitte.
Am späteren Abend besuchen wir noch einen der letzten illegalen
Orte Californiens mit Mr.RadioGoethe himself... Arndt (Gruß
und Dank an dieser Stelle...). Es ist eine kleine düstere
Bar in der man - glaubt es oder nicht - RAUCHEN DARF... "Noc Noc"
heißt dieser Ort, der das smokefree Californien unterwandert,
das es seit Anfang 1998 gibt. Viel ist aber leider nicht mehr
mit uns anzufangen, denn der Flug mit all seinen Schikanen, Turbulenzen
und Schlaglöchern sitzt uns allen doch ein bißchen
in den Knochen. Aber wir versprechen uns, daß das der einzige
Abend bleiben soll, an dem wir nicht "Full wie die Haubitzen"
unserem Namen alle Ehre machen!!! Gute Nacht.
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