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Tourtagebuch -> WUNSCHTOURMANIE '99
17.12.99 Dresden
Allen sibirischen Extremsituationen tapfer und furchtlos die
Stirn bietend haben wir uns aufgemacht, selbstlos Wünsche
wahr werden zu lassen.Ohne es auch nur im mindesten zu bereuen,
haben wir drei Lottogewinne, eine Weltreise auf dem Traumschiff
mit freier und schrankenloser Nutzung sämtlicher dort arbeitenden
Stewards und Stewardessen (die natürlich alle Schönheitswettbewerbssieger
und in allen erotischen Belangen erstklassig geschultes Personal
sind) und fünf Flaschen Rum - original von der zermeuterten
Bounty - in den Wind geschlagen, um Deutschland endlich mal schöne
Weihnachten zu bescheren.Damit das ganze noch märchenhafter
und romantischer wird, haben wir diesmal auf unseren lieben Busfahrer
Janosch mit seinem schwäbischen Pragmatismus und seinem Luxusliner
verzichtet und uns heldenhaft auf Gullivers Reisen begeben. Dieser
Bus fördert die Kommunikation unter uns, denn es gibt nur
einen Schlüssel und keiner weiß, wer ihn gerade hat,
aber es ist Pflicht, daß derjenige ihn nur an andere aushändigt,
wenn sie vorher ein komplettes Weihnachtslied in Dur und in Moll
für ihn gesungen haben. Das ist ein Singen und Klingen im
Bus, daß man gar kein Radio mehr braucht!
Dementsprechend munterer Stimmung begannen wir unsere Reise letzte
Nacht mit einem kleinen Ausflug nach Dresden.Nichts konnte unsere
weihnachtliche Freude trüben, nicht mal die Tatsache, daß
unser Büslein namens Gulliver, getreu der Geschichte, die
ihm seinen Namen verlieh, seine Betten im Zwergenformat konzipiert
hat. Wir haben uns einfach alle gegenseitig mehrmals mit einem
schweren Hammer auf den Kopf gehauen und waren schnell und unter
lustvollen Schmerzen dem Zwergenformat angepaßt. Jetzt sind
wir endlich alle gleich groß! Nur Possi ist ein bißchen
sauer, denn er hat keine Hammerschläge abgekriegt, weil er
schon die richtige Größe hatte. Sozusagen als Sahnehäubchen
dürfen wir jetzt jede Nacht Sandwichschlafe spielen. Wir
liegen nicht mehr bloß banal zu zweit übereinander,
sondern zu dritt - und auch viel dichter beieinander.
Unser neuer Busfahrer Fränkchen ist sofort und ungefragt
unser Freund geworden. Er hat aufgepaßt, daß alle
in ihren Betten liegen und sich daneben gestellt, bis Ruhe war
und jeder auch artig seine Hände auf der Bettdecke gefaltet
hatte.Dann hat er seine Hände noch kurz bei Püppi unter
die Decke gesteckt, weil er mit sensiblem Blick gleich gemerkt
hatte, daß sie ein bißchen liebevolle Zuwendung dringend
nötig hat .
Selbst im Schlaf schnarchten wir noch "Alle Jahre wieder" im
Kanon.
Heute morgen schien die hellste Sonne auf uns drauf und Fränkchen
weckte uns mit einer riesigen Wolke Lachgas.Alle anwesenden Handys
reagierten mit lustigem Geklingel und Püppi warf die Frage
auf, ob wir auch alle einen Nothammer im Bett hätten, was
die niveaulose Antwort "Frühmorgens immer!" zur Folge hatte,
die hier nur deshalb aufgeschrieben wird, weil wir sowieso niveaulos
sind und lachgasgeschädigt jetzt noch obendrein und weil
auch ihr alle Euch mal mit dieser Frage ernsthaft auseinandersetzen
solltet.
18.12.99 Glauchau
Der Schlachthof in Dresden war kaum wiederzuerkennen, so gelb
war es dort plötzlich überall.Es wurde natürlich
ein Tourauftaktskonzert der Superlative mit Rotkohl, Klößen
und Schweinefleisch,mit Frauen, Männern, Kindern und Kanarienvögeln
und auch mit Musik von kathedralenartigem Klang.Ein verdächtig
aussehender langhaariger typischer Truckertyp mit sinnlicher Ausstrahlung
verkaufte unsere n Beitrag zum Millenium - einen einzigartigen
Kalender - trotz Kälte und Unbill noch vor den Toren des
Schlachthofes zu Schleuderpreisen und wir ließen ihn, denn
zu Weihnachten ist alles erlaubt.
Nach der Show passierte dann eine unglaubliche, an ein Wunder
grenzende Metamorphose. Moeh, der in unserer privaten Weihnachtsgeschichte
als Top-Besetzung für den eiskalten Herbergsvater gehandelt
wurde, bekam plötzlich ein graziöses Zucken in den Zehenspitzen,
dann im ganzen Fuß, seine Hände formten sich in Anmut,
der ganze Körper streckte sich und ein neuer Tänzer
erwachte zum Leben. Als hätte er nie etwas anderes getan,
wirbelte er in vierfachen Pirouetten um uns herum, bog sich zum
Boden und erhob sich zum Himmel. Das alles ging soweit, daß
er sogar anfing, bonbonrote Cocktails zu trinken. Wir beschlossen,
daß dieses Talent nicht unentdeckt im Laderaum von Gulliver
verlorengehen sollte und führten Moeh noch ins Dresdener
Nachtleben in einen Club, den es nicht gibt in einer Straße,
die es nicht gibt, mit einem Taxi, das es ebenfalls in Dresden
gar nicht wirklich gibt.
Dort tanzte er und alle anderen Anwesenden - außer uns
natürlich, denn wir tun sowas nicht mehr - hatten Sex in
und vor und neben den örtlichen Klos. Wir bekamen es mit
der Angst zu tun, kippten unsere Drinks auf den Fußboden
und verschwanden in der allgemeinen Aufregung, indem wir wieder
eins der nicht existierenden Taxis nahmen. Gulliver und alle Zwerge
erwarteten uns bereits und gegen elf Uhr morgens schüttelten
wir los Richtung Glauchau.
19.12. Darmstadt
Moeh wird irrsinnig!
Seit wir Glauchau verlassen haben, redet er nur noch in Fäkalsprache.
Er knüpfte alle im Bus herumliegenden Stinkesocken aneinander
und verteilte diese lange übelriechende Schlange quer durch
Gulliver, wobei er mit verklärtem Gesichtsausdruck verkündete,
eine einzigartige Darmverschlingung gebastelt zu haben. Wir bemühen
uns, geduldig und verständnisvoll zu bleiben, denn Darmstadt
ist für Moeh etwa so, wie für andere ein Ausflug nach
Disneyland sein muß. Außerdem weiß man ja ,
daß so eine Verwandlung zum Tänzer die Hormone ziemlich
durcheinander bringt. Da muß man schon mal über das
eine oder andere Vorkommnis großzügig hinwegsehen.
Demzufolge gestaltete sich die Fahrt letzte Nacht gedämpft
und liebevoll im vorderen Teil des Busses. Wir lebten gesund.
Titus sorgte für unseren Cholesterinhaushalt und warf kurzerhand
alle Chips in den Müll. Wir tranken nur Bier mit Vitamin
C und hörten die Hitparade der Schlümpfe, die Fränkchen
unter seiner Bettdecke versteckt hatte.
Im hinteren Teil des Busses - der sogenannten Techniker-Lounge-
fand dagegen zeitgleich ein Rammstein-Konzert statt, bei dem Mama
und Vadda Abraham sich derart verausgabten (womit auch immer!),
daß sie gegen vier Uhr früh in der letzten Bewegung,
die sie gemacht hatten, einfach erstarrten und einschliefen. Mama
saß nur da, ein Bier noch in der Hand und die Lippen zum
Trinken geschürzt. Vadda lag auf Jans Tasche rum.
Wir standen heute früh alle zusammen auf, ohne übereinander
zu stolpern und frühstückten mit dreihundert kreischenden
Menschen, von denen mindestens achthundert Kinder waren, gemeinsam
an einem riesigen Büffett Rotkohl und Klöße.
Darmstadt ist die Stadt, in der jeder Künstler einfach irgendwo
seine Denkmäler abstellt.
20.12.99 Braunschweig
Liebes Tagebuch, uns haben gestern noch viele alte Freunde besucht.
Leider ist ihnen schlecht geworden, so daß sie sich nicht
mit uns unterhalten konnten. Dabei gab´s wie immer, wenn
Besuch kommt, nur Milch und Vollmilchschokolade. Euter-Kalle wurde
von einem Fan als Mensch für Scheiße befunden und war
darüber so traurig, daß er beim Konzert allen mit einem
Hammer auf den Kopf haute und schließlich mit einem Mädchen
hinter sein Schlagzeug verschwand und erst wieder hervorkam, als
sie ihn davon überzeugt hatte, daß er offensichtlich
kein Mensch und demnach auch nicht als solcher scheiße war.
Es hat geschneit und wir fuhren erst los, als all die faul herumsitzenden
Weihnachtsmänner in Darmstadt kopfüber im Schnee steckten.
Alle fanden übrigens, daß Jan am schönsten hüpfen
konnte bei Lovesong. Dieses Liedlein haben wir nämlich ein
bißchen aufgepeppt. Es ist eine kollektive Tanznummer geworden
.In der Techniker-Lounge ging wieder richtig die Post ab und Possi
tanzte auf dem Tisch.
Heute früh sind wir wohl in Braunschweig aufgewacht. Hier
haben sie es nicht nötig, auf die Straßenschilder solche
Zusätze wie Straße, Gasse oder Weg zu schreiben. hier
sind alle schrecklich intelligent und sie verstehen es auch, wenn
auf einem Schild nur "Hinter Liebfrauen" oder "Sack" steht.
Nicht umsonst sind fast alle Braunschweiger Deutungs Fans. Sie
laufen sogar alle mit seinem Hut rum.
21.12. 99 Hamburg
Gestern hat sich die Intelligenz der Braunschweiger noch mal
manifestiert, als beim Konzert eine Frau zu Possi ging und ihn
fragte, ob das Schlagzeug nicht zu laut sei. Unser Lichtzwerg
antwortete in braunschweiger Knappheit: "Hier Licht, da Ton!"
und schickte sie zu Vadda, dem sie die denkwürdige Frage
stellte:"Sind die Geigen nicht etwas verzerrt?" Vadda antwortete
nicht.
Aber wir haben jetzt auch rausgefunden, warum Braunschweig Braunschweig
heißt. Rollo, unser bestlooking sexy Trucker hat es in mühevollen
Recherchen herausgefunden.Früher war hier ein Schacht und
der Vorarbeiter hieß Schweiger. Kam er abend aus dem Schacht
geklettert, war er zwangsläufig braun verkrustet von dem,
was er dort abgebaut hatte. Alle liebten ihn, er war der erste,
der sich neben dem Schacht ansiedelte und alle scharten sich um
ihn mit ihren Häuschen und Zelten. So entstand Braunschweig.
Der Schweiger wurde auch Vater aller Kinder, was wiederum die
phänomenale Ähnlichkeit in Physiognomie und Sexualverhalten
aller Braunschweiger erklärt. Auch die Kurzsichtigkeit ist
hier weitverbreitet, weil ja der Schweiger damals, maulwurfsgleich,
die Augen in seinem Schacht nicht brauchte.
Nach all diesen bahnbrechenden Erkenntnissen fiel es uns schwer,
abzufahren. Wir küßten alle Tische, Stühle, Klofrauen
und Zigarettenautomaten zum Abschied und kletterten in Gulliver,
der schon nervös mit den Rädern scharrte. Wir riechen
alle so gut, daß wir ab sofort nicht mehr duschen wollen.
Und nun: Hamburg! Das erste Glückserlebnis, das uns sozusagen
vor die Füße fiel, war ein Wiedersehen mit Hans Albers.
Wir hatten ihn vor ein, zwei Jahren auf der Reeperbahn verloren,
weil er mit irgendwem - war es Thomas Gottschalk oder waren es
unsere Busratten - um die Häuser gezogen war. Der geneigte
Leser (der hier heimlich in anderer Leute Tagebuch herumschnüffelt!!)
mag sich vielleicht besser an die genauen Umstände damals
erinnern als Püppi, die alles vergißt und nicht mal
mehr weiß, was Fenster auf italienisch heißt, geschweige
denn Ereignisse, die länger als fünf Minuten zurückliegen.Deswegen
müssen hier die lustigsten Anekdoten der letzten Zeit leider
unerwähnt bleiben, da sie in Vergessenheit geraten sind.Aber
ich schweife ab. Also:Hans Albers fiel uns vor die - ach, so,
übrigens ist jemand gestorben, dessen Name leider auch nicht
zu merken ist. Aber Hans Albers war nicht betrunken und wir glauben,
daß er heute singt und Robert dazu Akkordeon spielt. Bis
heute abend zur Show haben wir ihn wie immer in den Laderaum gesperrt
und er scheint sich gut mit Gulliver zu verstehen, denn sie grölen
beide "Auf der Reeperbahn" und Gulliver hupt dazu.
22.12.99 Erfurt
Wie nicht anders zu erwarten, war der Rest von gestern noch sehr
aufregend. Es gab Gulasch aus Teletubbies zu essen und der Koch
war so überaus freundlich, daß uns allen ganz warm
ums Herz wurde. Wir gedachten unseres Lieblingskoches Östi,
in dessen Stammladen wir uns ja schließlich befanden, der
aber aus Angst vor uns Personenschutz beantragt hatte und sich
auf irgendeiner Betriebsweihnachtsfeier versteckte, indem er sich
als Weihnachtsgans getarnt (mit Äpfeln und Zwiebeln und dem
ganzen Brimbrorium gefüllt) aufs Büffett legte.wir wissen
nicht, ob er gegessen wurde.
Dafür kamen die besten Köche der Welt, Jörgole´von
der RGF, sogar mit Kind und Kegel, und gaben uns das Gefühl
noch mal jung und wohlhabend zu sein.
Hans Albers hat übrigens doch nicht für uns gesungen,
denn er war voll wie tausend Kartoffelkäfer, die in eine
Flasche Weinbrand geworfen und erst nach fünf Tagen wieder
herausgelassen wurden.Dafür vermuten wir, daß er mit
Gulliver sexuellen Kontakt hatte, denn schon auf der gesamten
Fahrt nach Erfurt erschien uns dieser Bus so dermaßen zickig
und hormonell gestört, daß wir ihn für schwanger
halten müssen, erst recht, als er darauf bestand, ab sofort
mit Erdbeermilch betankt zu werden.
Wir lachten laut und redeten viel, guckten aber dabei alle aus
dem Fenster, um den Weihnachtsstern zu sehen, der heute in der
BILD-Zeitung erwähnt wurde. Irgendwann sprang Uli wohl nackt
durch den Bus und brüllte um seine Nachtruhe, aber das hat
natürlich keiner von uns gesehen.
Liebes Tagebuch, wir wollen mehr Süßigkeiten, denn
dieser verdammte Bus frißt sie alle weg! Was soll das nur
für ein Konzert werden heute? Aber wenigstens sind wir ja
wieder in Thüringen und hier sind alle wirklich nett und
das Essen schmeckt gut.
Die süßen kleinen Luftballons von der Vorband sind
jetzt auch unsere Freunde.
23.12.99 Halle
Die letzte Nacht hat immer noch nicht aufgehört. Wir durften
noch in einer Kneipe feiern und da geschah einiges, aber was,
das weiß der Geier. Auf jeden Fall hatten wir einen blinden
Passagier an Bord, den Schlagzeuger der Luftballons und der ist
ein ganz wilder Knabe. Wir haben die Bullen gerufen, weil er nicht
aufhörte, durch all unsere Betten zu toben, aber die wollten
ihn auch nicht. Irgendwie ist dann auch noch unser schwangerer
Bus umgekippt (er leidet jetzt an morgendlicher Übelkeit)
und Deutung hat seine Beine verloren.
Heute in Halle kennen wir uns Gottseidank auch blind und ohne
Beine aus. Die Vorfreude ist groß, denn wie letztes Jahr
tanzen ein paar sexy zuckersüße Tanzmäuschen extra
für uns zu unserer Musik und das befriedigt nicht nur unsere
niedersten Instinkte, sondern auch unser Bedürfnis nach echter
Kunst, das wir selber leider nicht ausreichend erfüllen können.
Besonders Moeh ist überglücklich, denn er wurde sofort
zum Ballettmeister befördert.
Morgen ist Weihnachten, das Fest der Liebe und sicherlich wird
Gulliver morgen niederkommen. Bis übermorgen, merry X-Mas
an die ganze Welt!
25.12.99 Potsdam
Gestern wohnten wir alle gemeinsam der Geburt von Klein-Gulliver
bei. Unser Bus kam dem Datum angemessen in einer ollen Scheune
nieder. Wir legten das Bus-Baby, das aussah wie ein zerknautschtes
Matchbox-Auto, in die Krippe und sangen Halleluja. Dann ließen
wir Fränkchen mit seiner neuen Verwandschaft allein und jeder
von uns feierte seine eigene Weihnacht, denn dieses Jahr wollten
wir uns nicht schon wieder alle gegenseitig mit Geschenken und
Rührseligkeiten auf die Nerven gehen. Außerdem waren
wir ja heute alle bei Herr Jeh zum Essen eingeladen. Er empfing
uns in seinem kleinen Palast, bot uns Plätze vor seinem herrschaftlichen
Kamin an und wir versuchten völlig unbeeindruckt die kilometerlangen
Distanzen von einem samtgeposterten Stuhl zum nächsten an
der reichgedeckten und goldgeschmückten Riesentafel zu überwinden,
ohne Hörrohre zu benutzen. Allerdings stellt sich für
den Großteil von uns, die wir schon glücklich sind,
wenn warmes Wasser aus der Leitung kommt, doch ein bißchen
die Frage, ob Herr Jeh nicht etwa geheime Nebeneinkünfte
hat - als was auch immer, vielleicht als Topmodell für extravagante
Unterwäsche oder ähnliches. Wie auch immer, wir sind
natürlich nicht neidisch, jeder nach seiner Facon, wie Moeh
immer sagt und so fuhren wir nach dem Essen kurz zum Verdauen
nach Garbsen- Süd, wo auch ohne Hank Snow, der ja kürzlich
verstorben ist, eine ans Herz gehende schwule Trucker- Weihnacht
gefeiert wird. Leider konnten wir nicht lange bleiben, denn im
Lindenpark sollten wir ja heute noch spielen . Und das wurde ein
Weihnachtskonzert, mein lieber guter Weihnachtsmann, man kann
es gar nicht in Worte fassen. Es war jedenfalls so warm im Raum,
daß Robert sich genötigt sah, jegliche Scham zu vernachlässigen
und fast alle Hüllen fallen zu lassen ( vielleicht ist aber
auch er derjenige mit den geheimen Nebeneinkünften als Unterwäschemodell
- aber wieso hat er dann nicht so einen süßen kleinen
Palast?).
Die Frage wird sich wohl in diesem Jahrtausend nicht mehr klären.
26.12.99 Dorndorf
Die Welt soll heute scheinbar untergehen. Alle Naturgewalten
haben sich gegen uns verschworen. Durch Sturm, Schnee, Regen und
alles andere kämpfen wir uns nach Dorndorf durch. Hier erwartet
uns dann aber auch wirklich das schönste Tourabschlußgeschenk,
das man sich denken kann. Die Mädels, die hier für unser
leibliches Wohl sorgen, haben uns eine Bescherung bereitet, die
zehn Weihnachten auf Vorrat abdeckt, wenn man bedenkt, daß
wir uns sonst höchstens damit eine kleine Freude bereiten,
daß wir untereinander die Socken tauschen. Hier aber bekommen
wir ein komplettes, selbstverfertigtes Inchtabokatables- Spiele-Set!
Wir stellen deshalb heute abend unsere Ersatztruppe auf die Bühne
(den Unterschied merken nicht mal wir selbst, außer daß
die Klone besser spielen!) und verbringen den Abend mit Spielen
wie ÑFang den Robertì usw. Leider kriegen wir nie einen Gewinner
heraus, weil wir eigentlich keine Spielregeln begreifen können,
die nicht auf japanisch an eine rotbeleuchtete Wand geschrieben
sind. Das konnten die Mädels natürlich nicht wissen
und uns ist es ein bißchen peinlich, deshalb tun wir so,
als wüßten wir, was wir tun.
Die Welt ist übrigens doch noch stehengeblieben und so werden
wir wohl auch Silvester noch mal in unsere verbrauchten Gesichter
gucken können und uns und allen, die mit uns in Ilmenau sein
wollen diesen obligatorischen Milleniumsrutsch verordnen. Bis
dann, liebes Tagebuch und alle heimlichen Leser desselben!
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